Casylant ist die kleinste Provinz des Stet Cumeat - eine unbedeutende Insel mit schroffen Küsten und karger Vegetation, meist sich selbst überlassen und nur wegen der Schafwolle begehrt.
Vor einigen 1000 Jahren war Casylant noch mit dem Festland verbunden, doch seit der großen Flut ist es eine Insel. Die Altecweler besiedelten das Land schon früh, aber der Boden der Insel ist für den Ackerbau ungeeignet und so blieb Casylant über Jahrhunderte ein Gebiet der Hirten. Ab etwa 1100 n.F. wurde schließlich das Interesse der Cumeaner geweckt. Es sollte aber noch gut 100 Jahre dauern, ehe Flottenkomandant Fonit Owesre mit wenigen Soldaten auf der Insel landete. Die Casyler waren nie Krieger gewesen, und so war es für die cumeischen Soldaten ein leichtes, die Insel zu erobern. Seither ist Casylant eine Provinz von Cumea, wenn sich dadurch auch für die Hirten wenig an ihrem Leben geändert hat.
Casylant besteht vor allem aus kargem, unfruchtbarem Boden und hügeligem Buschwald. Zwar wachsen im Westen Kräuter wie Minze, Thymian und Rosmarin und mancherorts lässt sich Wein anbauen, aber sonst kommt das Land nur als Weidegrund in Frage. Die Küste ist großteils steil und unzugänglich, lediglich im Nordwesten ist Fischfang und Seehandel möglich. Hier liegen Luwa und Niaca, die beiden einzigen Städte der Insel. Sie wurden von Cumeanern gegründet und werden in erster Linie von cumeischen Fischern und Händlern bewohnt.
Luwa ist die größere der beiden Städte mit knapp 2000 Einwohnern und einem gut ausgebauten Handelshafen. Hier halten die Schiffe auf dem Weg von Apotiewaz nach Fyolron, um Schafskäse und Wolle an Bord zu nehmen - zumindest vom Frühling bis zum Herbst, denn im Winter wird die Küste von Casylant von Stürmen gepeitscht und über Wochen kann kein Handelsschiff hier anlegen. Hier ist auch der Sitz des Statthalters, der die kleine Provinz verwaltet.
Die weiter südlich gelegene Stadt Niaca ist kaum mehr als ein Fischerdorf, bildet aber zugleich das Zentrum des casylantischen Kräuteranbaus.
Die Hirten im Landesinneren leben im Wesentlichen noch genauso wie vor hunderten von Jahren. Sie bringen zwar ihre Handelswaren in die Städte, spüren aber sonst wenig von der Herrschaft der Cumeaner. Da sie kein Geld kennen, tauschen die Cumeaner die casylantischen Waren gegen Gerste, die auf dem Festland vor allem als Viehfutter dient, bei den Hirten, die kein anderes Getreide kennen, aber sehr beliebt ist.
Sie hüten in erster Linie Schafe, teilweise aber auch Ziegen. Die Familien leben in kleinen Bergdörfern, aber die Hirten können meist nur den Frühling im Umkreis der Dörfer verbringen, ehe sie dann im Sommer weiter in die Berge hinaufziehen, wo die Tiere frisches Gras finden. Im Spätherbst wandern sie dann in die südöstliche Ebene, wo sie den Winter verbringen, ehe sie dann wieder nach Hause zurückkehren.
Zum Beginn des Frühlings, wenn die Hirten heimkehren, wird stets ein großes Fest gefeiert.
Die Hirten und ihre Familien leben in erster Linie vom Käse und Fleisch ihrer Tiere und backen dazu typisch casylantisches Brot. Dabei handelt es sich um dünne, harte Fladen aus Wasser und Gerstenmehl, die nur genießbar sind, wenn man sie in Milch oder Wein taucht. Nüsse, wilde Früchte und Kräuter aus Niaca bilden eine willkommene Ergänzung ihrer Nahrung.
Allgemein sind die Casyler traditionsbewusst, genügsam und von den politischen Wirren des Festlandes weitgehend unbeeinflusst, weshalb Wecon Afron Awat (Weltkunde 5,27) ein wenig schwärmerisch über sie schreibt:
Manche nennen sie primitiv und kulturlos, was bei näherer Betrachtung nicht ganz unzutreffend ist. Und doch erfüllt uns ihre Schlichtheit, ihr naturverbundenes Leben mit Neid. Müssen wir sie nicht glücklich nennen, die sie unberührt von den Intrigen und der Falschheit vieler großer Politiker mit ihren Familien und Tieren in friedlicher Eintracht leben?