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Verglichen mit den meisten anderen acarneyaschen Ländern hat Lidáne einen ganz erstaunlich hohen Bildungsstandard. Fast die Hälfte der Bevölkerung kann lesen und schreiben, während es beispielsweise in Ahron gerade mal zehn Prozent sind (und noch weniger sind es im Norden).
Das liegt daran, dass es in Lidáne gesetzlich festgelegt ist, dass jedes Kind zumindest theoretisch die Möglichkeit haben muss, drei Jahre lang eine Schule zu besuchen. Solche lodmere (Grundschulen) gibt es in allen Städten und auch in einigen größeren Dörfern. Sie werden aus der Staatskasse finanziert und sind für alle offen. Daher besuchen vor allem ärmere Kinder diese Schulen, während adlige Kinder gewöhnlich von Privatlehrern unterrichtet werden.
In den Grundschulen lernen die Kinder Lesen, Schreiben, Rechnen und Skonisch/Dunaisch (also abhängig davon, welche Sprache in dieser Gegend gesprochen wird, lernen die Kinder die zweite zumindest in den Grundzügen). Die meisten Kinder beginnen die Grundschule im Alter von 7 oder 8 Jahren.
Nach der Grundschule endet für die meisten ärmeren Kinder die Schulbildung, denn weiterführende Schulen gibt es nur in größeren Städten und viele von ihnen sind kostenpflichtig, da es sich in der Regel um private, von den Eltern finanzierte Schulen, handelt. Die Kinder werden hier zwei bis vier Jahre lang in Grammatik, Literatur, Musik, Sport (hier sind Jungen und Mädchen getrennt) und Geografie unterrichtet. Zu den weiterführenden Schulen zählt auch die Priesterschule von Crayasuma, da die Novizen dort nicht nur religiöse Dinge lernen.
Die nächste Stufe ist die Ailura-Akademie von Caragon. Sie ist Voraussetzung für den Besuch einer Universität und kann nicht durch Privatunterricht ersetzt werden. Die Jugendlichen werden hier vier bis sechs Jahre lang in höherer Mathematik, Geschichte, Literatur, Astronomie, Physik, Philosophie und Fremdsprachen unterrichtet. Schüler aus anderen Städten können auch in der Akademie wohnen. Allgemein sind Jungen hier deutlich in der Überzahl, da traurigerweise nur wenige Eltern das teure Schulgeld für ihre Töchter zahlen wollen oder können (zumal die meisten adligen Mädchen im Alter von 15 Jahren verheiratet werden).
Wer die Akademie erfolgreich abschließt, kann danach die Universität (golinmere) von Caragon besuchen. Es gibt folgende fünf Studiengänge:
Dabei sind allerdings nur die beiden letztgenannten auch für Frauen zugänglich.
In den letzten Jahren gab es oft Diskussionen zwischen Priestern, Lehrern und Ratsmitgliedern, da die Priester sich darüber beklagen, dass in den Schulen Religion völlig ausgeklammert wird. Im Literaturunterricht werden zwar Mythologie und kultische Gesänge behandelt, darüber hinaus gibt es aber keinen richtigen Religionsunterricht.
Die meisten Lehrer sind der Meinung, die Vermittlung von Glauben sei Aufgabe der Eltern und nicht der Schulen, aber die Priester drängen immer mehr auf die Behandlung religiöser Themen in der Grundschule. Sie beklagen, dass viele Kinder nicht einmal mehr die Bedeutung gewisser Rituale kennen, geschweige denn die Stammbäume der Götter.
Da der letzte Ashín - Ledanos Lavis-Etea - sich strikt gegen die Forderung der Priester aussprach, war dieses Thema in den Ratsversammlungen auch eine Weile in den Hintergrund gerückt, aber seit der jetzige Ashín Ragamon Vano-Ayesha den Priestern seine vorsichtige Unterstützung in dieser Frage zugesichert hat, wird nun auch wieder vermehrt darüber diskutiert.
Da die Anschaffung von Büchern bzw. Schriftrollen in Lidáne verhältnismäßig billig ist (als Beispiel: ein Ausgabe der corgónischen Tragödie "Haralds Tod" von Corastis kostet in Caragon etwa sechs Urdonos, in Ahron hingegen mehr als das doppelte), gibt es vor allem in der Hauptstadt, aber auch in den anderen Städten ein zahlreiches Lesepublikum. Daher gibt es allein in Caragon sieben öffentliche Bibliotheken (eine davon in der Ailura-Akademie).
Zudem haben viele adlige Gebildete private Bibliotheken auf ihren Landsitzen oder in den Stadthäusern.
Viele Dichter lassen ihre Werke selbst von Sklaven abschreiben und auf diese Weise vervielfältigen, aber es gibt auch zahlreiche Buchhändler in Lidáne, die professionelle Schreiber und Korrektoren beschäftigen, mit deren Hilfe sie Abschriften von teilweise recht unterschiedlicher Qualität anfertigen.
Einer der bekanntesten Buchhändler in Caragon, der qualitativ äußerst hochwertige Ausgaben verkauft, ist Anid Vano-Cura, ein entfernter Verwandter des Ashín.
So billig Bücher in Lidáne allerdings im Vergleich zu anderen Ländern sind, sie sind doch großteils zu teuer für einfache Bürger. Leisten können diese sich höchstens Bücher von eher schlechter Qualität, weshalb die meisten letztendlich zum Lesen doch in die Bibliotheken gehen. Außerdem finden oft Lesungen auf öffentlichen Plätzen oder im Tempel des Falor (des Gottes der Weisheit und des Wissens) statt.
Theater sind die einzige Form der Unterhaltung, die in Lidáne auch bei den Gebildeten angesehen sind. Es gibt daneben in Caragon auch noch ein Amphitheater, das aufwendige historische Tragödien inszeniert (wobei oft ganze Schlachten nachgestellt werden), und ein Stadion außerhalb der Stadt, in dem Wagenrennen stattfinden, aber so beliebt diese Spektakel auch beim "einfachen" Volk sind, so sehen sie doch viele gebildete Adelige als Zeichen des Verfalls und einer nicht aufzuhaltenden Vergnügungssucht, die sich für anständige Leute nicht gehört.
Deshalb haben auch offiziell Schauspieler, Tänzer und Wagenlenker keine hohe Stellung in Lidáne, sie alle zählen zu den "niederen" Berufen (also dem 4. Stand). Es ist wohl nicht weiter erstaunlich, dass sie dennoch bei den unteren Ständen sehr beliebt sind, wenn sie auch nicht die gleiche Berühmtheit erlangen können wie Künstler im Cumeischen Reich.
In den gewöhnlichen Theatern werden meist lidánische Komödien aufgeführt. Sie sind in der Regel ziemlich anspruchsvoll mit feinem Witz (manche sind auch satirisch) und Anspielungen auf Politik und Gesellschaft. Die Sprache ist meist sehr gehoben, derbe Ausdrücke werden vermieden und nicht wenige Stücken leben von einem sehr ausgefeilten Wortwitz und Anspielungen auf andere Komödien. Dadurch verlangen diese Stücke allerdings auch ein recht gebildetes Publikum.
Viele Komödien haben auch eine Moral oder einen didaktischen Anspruch, wobei der Schwerpunkt aber nicht in der Lehraussage liegt. Die lidánische Komödie ist sozusagen die Komödie in ihrer höchsten Form und Vollendung - in keinem anderen Land findet sich eine so fein ausgeformte, niveauvolle Komödiendichtung.
Auch die lidánische Tragödie ist selten tragisch-pathetisch, sondern besticht durch leichte Melancholie und Sehnsucht, oft auch gepaart mit einer hintergründigen Ironie oder Heiterkeit. Zwar hat die corgonische Tragödie auch in Lidáne eine große Vorbildwirkung, aber spektakuläre Historienträgödien wie in Ahron werden nur im Amphitheater aufgeführt und sind weniger angesehen.