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Skonländer - ein erster Eindruck

aus "Völker unserer Welt"
von Leron Casia aus Alturene

Das Volk, das sich selbst als Skonländer bezeichnet, wird hier im Stet Cumeat meist Skoneret genannt, von den Dunai aber Edalai, was soviel wie "feindliches Volk" bedeutet - und das sagt einiges über die Beziehungen zwischen diesen beiden Völkern aus.
Die Skonländer leben, abgesehen von Palúa, in allen Ländern der Insel Selegondo, in Dorvaan und auch im Stet Cumeat sind sie in großen Städten zahlreich anzutreffen. Da es bei Sitten und Bräuchen große regionale Unterschiede gibt, meinen einige, dass es nicht ganz richtig ist, von einem einzigen Volk zu sprechen, aber andererseits sind Aussehen, Sprache und Religion bei den meisten Skonländern sehr ähnlich. Daher betrachte ich auch weiterhin alle Skonländer als gemeinsames Volk, auch wenn meine Kollegin Tandria Shine damit bestimmt nicht ganz glücklich sein wird.

Aussehen und Kleidung

Skonländer

Die Skonländer haben meist braune Haare in allen Schattierungen, manchmal auch leicht rötlich, und ganz selten sind sie blond, wobei man in diesem Fall aber dunaische Vorfahren annehmen kann. Ihre Augen sind braun oder grün, ihre Haut ist hell, wenn auch meist etwas dunkler als die der Dunai. Frauen erreichen bei ihnen meist ein Körpergröße von etwa fünfeinhalb Fuß, Männer werden durchschnittlich zehn Fingerbreit größer. Damit sind sie deutlich größer als die Yabu, aber kleiner als alle Dacivai-Völker.

Frauen tragen bei den Skonländern meist einen knöchellangen Rock und darüber eine einfache Tunika aus Leinen oder Wolle, die um die Körpermitte mit einem Ledergürtel zusammengebunden wird. Bei den adligen Frauen ist es außerdem üblich, dass sie darüber einen kurzen Überwurf aus feinem Stoff tragen. Bei den Damen am Corgóner Hof hat sich aber bereits eine neue Mode entwickelt - sie wickeln sich Schals aus dünner Wolle oder nyondischer Seide auf die phantasievollste Weise um den Oberkörper und so, wie man die Skonländer kennt, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, ehe die Frauen in den anderen Städten dieser Mode folgen.
Skonländische Männer sind meist ganz ähnlich gekleidet, nur tragen sie meist eine schlichte, weite Hose anstatt des Rockes und bisher zeigen sie keine Anstalten, sich ebenfalls Seidenschals um den Körper zu drapieren.

Wenn es um ihre Haare geht sind die skonländischen Frauen recht erfinderisch. Mit Kämmen, Bändern und Haarnadeln stecken sie die Haare zu komplizierten Frisuren hoch und auch hier kommt eine neue Mode aus Corgón: Seit die älteste Tochter des Königs beim letzten Gudatag Blumenranken in ihre Haare eingeflochten hatte, ist es in ganz Ahron bei den adligen Damen üblich, Blüten in ihre Frisuren einzuarbeiten.
Im Nordreich und in Aga Sidasha hingegen sind die Frisuren zwar weitaus einfacher, dafür aber bedecken die Frauen ihre Haare gern mit feinen, perlenbesetzten Netzen.
Die skonländischen Männer tragen die Haare entweder kurzgeschnitten oder auch lang (manchmal offen, manchmal zusammengebunden) und haben oft auch lange Bärte.

Herkunft und kulturelle Entwicklung

Ursprünglich kamen die Skonländer aus einer Gegend südöstlich des Lyttäva-Sees. In der Gründerzeit kamen sie nach Selegondo, wo sie nach anfänglicher Zurückhaltung die Dunai zu bekämpfen begannen und die Insel nach und nach unter ihre Herrschaft brachten. Es war schon eine bemerkenswerte militärische Leistung, die magisch begabten Dunai zu besiegen, auch wenn wir heute, da die Dunai beinahe ein aussterbendes Volk sind, das Vorgehen der Skonländer äußerst kritisch betrachten.
Um 1050 n.F. befanden sich die Skonländer auf dem Höhepunkt ihrer Macht - zu dieser Zeit gehörten zu ihrem Reich auch die Insel Lidáne, die Südwestküste von Vikon und Räkant und unsere heutige Provinz Carima -, aber 1184 n.F. zerfielen die Skonlande und konnten bis heute nicht wieder vereint werden.
Dennoch ist Skonisch immer noch die Handelssprache der gesamten bekannten Welt, selbst hier im Stet Cumeat, obwohl es den Anschein hat, als würde Cumeisch langsam die Sprache der Skonländer als verbindende Handelssprache verdrängen.

Obwohl sie es heutzutage gern leugnen, wurden die Skonländer kulturell deutlich von den Dunai beeinflusst. Als die Skonländer die Insel eroberten, waren sie ein kriegerisches Hirtenvolk, deren Kultur der der Dunai unterlegen war. Zwar betrachteten sie die Dunai als ihre Feinde und fürchteten die Magier, aber dennoch waren sie beeindruckt von den großen Städten, den bemerkenswerten architektonischen Leistungen und der fortschrittlichen Wissenschaft ihrer Gegner.
So kam es zu einer unterschiedlich stark ausgeprägten Aneignung der dunaischen Kultur. Im Norden vermischte sich die skonländische Kultur vor allem mit der der Räkantir, die alten Städte Siwana, Korgon, Dibamahe und Gon Arinsila und ganz Ruenalia sind auch heute noch sehr dunaisch geprägt, während in Mittland und den nördlichen ahronischen Fürstentümern Wolfland und Revaland die Beeinflussung durch fremde Kulturen am Geringsten war.
Für uns ist es heute beinahe unmögliche, eine klare Linie zu ziehen und zu sagen: "Das ist dunaisch und das ist ursprünglich skonländisch." Es wäre vielleicht möglich, wenn wir Vergleiche zu den Ashdele von Dorvaan anstellen würden, aber das hieße, die alte skonländische Kultur mit der heutigen ashdelischen gleichzusetzen, was doch eher unwahrscheinlich ist.

Familie, Ehe und Kinder

Im Mittelpunkt des skonländischen Gemeinschaftslebens steht die Familie als Hausgemeinschaft. Anders als bei uns handelt es sich dabei in der Regel wirklich um Verwandte und nicht um eine Hausgemeinschaft im Sinne von Bewohnern eines Mietshauses. Das mag daran liegen, dass Familien eher unter sich bleiben. Große Mietshäuser sind selten, selbst in den bedeutenden Städten sind kleine Privathäuser üblich - und zwar nicht nur bei Adlingen.
Eine Familie ist bei den Skonländern aber meist sehr groß und umfasst neben den Eheleuten und den Kindern auch oft zahlreiche weitläufigere Verwandte und die Dienerschaft. Oberhaupt der Familie ist gewöhnlich das älteste Familienmitglied.

Skonländerin
Eine adlige Skonländerin in einem teuren Stadthaus

Im Gegensatz zu einigen der anderen Völker im Norden sind bei den Skonländern Frauen und Männer im Wesentlichen gleichberechtigt. Zwar werden Frauen nicht ins Heer aufgenommen, aber politisch haben sie die gleichen Rechte und anders als bei den Alendern stehen ihnen auch bei der Ausbildung und im religiösen Bereich alle Türen offen.
Die Gleichberechtigung gilt auch für die Ehe - anders als auf Lidáne bestimmt nur die Frau selbst, mit wem sie sich verbinden will und nicht etwa ihr Vater.

Als verheiratet gelten Paare nicht erst, wenn sie ein entsprechendes Ritual in einem Tempel durchgeführt haben, sondern wenn sie seit einem Jahr und 45 Tagen (also insgesamt 405 Tage - die Zeit, die die Geweihte Jorda angeblich um Brand kämpfen musste, ehe Guda ihn als ihren Gefährte anerkannte) zusammen leben. Das bedeutet, dass entweder der Mann oder die Frau ins Haus des Partners zieht und dort fortan als Familienmitglied betrachtet wird. Sind die 405 Tage vorüber, gelten die beiden als verheiratet, solange bis einer der beiden das gemeinsame Haus verlässt und sich woanders niederlässt. Wenn sie mindestens 405 Tage voneinander getrennt gelebt haben, sind sie offiziell geschieden.
Dass ein Ehepaar das Haus der Familie verlässt und sich eine neue Unterkunft sucht, kommt in großen Städten aus Gründen des Platzmangels häufiger vor als auf dem Land (in dicht besiedelten Städten ist es nicht möglich, einfach an das Haus anzubauen).

Die Kindererziehung ist ganz der Familie überlassen. Es gibt keine öffentlichen Kinderstätten wie in vielen Städten bei uns und meist nährt die Mutter auch jedes Kind an der eigenen Brust und überlässt es nicht einer Amme, es sei denn, sie übt einen wichtigen Beruf aus.
Es gibt keine Schulen, denn die Kinder werden zuhause in der Familie unterrichtet. Nur manche Adlige überlassen die Ausbildung ihrer Kinder Hauslehrern.
Diese Sitte ist ein wenig problematisch, da viele Familien nur wenig Wert auf eine gute Bildung ihrer Kinder legen oder aber sie konzentrieren sich lediglich auf einzelne Bereiche, sodass die meisten Skonländer eher wenig gebildet sind. In ganz Ahron gibt es lediglich drei Akademien - die philosophische Akademie Siwana, an der auch noch Rechtswissenschaft gelehrt wird, die Akademie für Rhetorik in Korgon und die Akademie für Heilkunde in Lodonstadt - und in den anderen skonländischen Ländern gibt es außer in Aldoran gar keine Akademien dieser Art.
Mit 16 Jahren gelten Kinder als erwachsen und können fortan selbst über ihr Leben bestimmen. Sie sind von nun an auch wahlberechtigt, können in eine andere Familie "einheiraten" oder ein eigenes Haus gründen.

Namensgebung und Erbrecht

Skonländer haben zwei Namen - den persönlichen Vornamen und den Haus- oder Familiennamen. Vornamen werden von den Eltern gewählt, entweder nach der Bedeutung oder auch nur dem Klang nach. Viele Namen sind altskonisch (wie Bergund, Andalind, Bald oder Garbrand), manche neuskonisch wie etwa Beere, Halm oder Rose und manche Familien haben eine Vorliebe für dunaische Namen.
Der zweite Name ist der Familienname und vererbt sich an die Kinder weiter. Aber auch junge Männer oder Frauen, die wegen einer Ehe in ein Haus einziehen, nehmen den dortigen Namen an. Im Fall einer Scheidung legen sie diesen Namen wieder ab und führen wieder ihren alten Familiennamen.
Wer ein neues Haus gründet, ist theoretisch berechtigt, sich einen neuen zweiten Namen zu geben, aber die meisten behalten ihren alten Hausnamen.

Wenn ein Familienmitglied stirbt, so wird der Besitz an alle Kinder zu gleichen Teilen vererbt. Es gibt keine Testamente und keine Möglichkeit, einzelne Kinder vom Erbe auszuschließen.
Sind keine Kinder vorhanden, so haben die Geschwister den nächsten Anspruch auf den Besitz und nur, wenn der oder die Verstorbene auch keine Geschwister hat, ist der Ehepartner der Erbe.

Aber nicht nur Name und Besitz werden vererbt, sondern auch Gastfreundschaft. Als Gastfreunde gelten Personen, die unter dem gleichen Dach geschlafen und gespeist und ein Gastgeschenk bekommen haben. Dieses Geschenk kann alles mögliche sein, ganz gleich ob wertvoll oder nicht, denn es ist vor allem symbolischer Natur. Der oder die Hausälteste (das muss nicht das Oberhaupt der Familie sein, sondern einfach das älteste Familienmitglied, das gerade im Haus anwesend ist) muss es dem Gast offiziell vor der Abreise übergeben. Von da an gilt diese Person als Gastfreund und muss bei allen weiteren Besuchen freundlich und unentgeltlich aufgenommen und zudem auch bei Schwierigkeiten von der Familie unterstützt werden.

Was ich hier über Familie, Vererbung und Gastfreundschaft geschrieben habe, gilt im Wesentlichen für alle Skonländer, die auf Selegondo leben. Auf regionale Sitten und Eigenheiten werde ich in meinem nächsten Kapitel genauer eingehen.

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