Viele Tage waren nun schon vergangen, an denen die Sonne Acarneya fernblieb, und alle waren verzweifelt und klagten. Auch die anderen Mahae waren hilflos, denn niemand von ihnen wusste, wo sich Beatá aufhielt und viele von ihnen waren erfüllt von Zorn gegen die Elemente und Beatá, die mit ihrem Streit Acarneya verdunkelt hatten.
Da hatte Tiron einen Traum von einem jungen Duna, der aufbrechen würde um Beatá zu finden. Und er trat an Teara heran und hieß sie, den Mann zu finden. Teara begann auf Acarneya zu suchen und fand den Seefahrer Tevón, der der Gesuchte sein musste. Sie verkündete ihm seine große Aufgabe und Tevón zögerte keinen Moment. Er reiste über das Meer mit einem kleinen Schiff und ganz alleine. So segelte er gen Osten und viele Tage und Nächte waren schon vergangen. Anâria war es, die dem Reisenden mit den Monden auch tagsüber leuchtete, denn sonst wäre er schon früh an einem Riff zerschollen. Nun aber gingen Tevón die Vorräte aus und er litt Hunger und Durst, und hätte Adhanos ihm nicht geholfen, so wäre er elend zugrunde gegangen. Der Maha gab ihm Nahrung und Wasser und neue Lebenskraft und so konnte Tevón weitersegeln.
Schon war der größte der Monde zweimal um ganz Acarneya gezogen, als Tevón ein schwaches Leuchten am Horizont sah. Er hielt darauf zu und gelangte zu einer Felshöhle. Tevón verankerte sein Schiff und betrat zum ersten Mal seit vielen Tagen wieder festes Land.
Furchtsam betrat er die Höhle, aus der das Leuchten drang. Plötzlich gewahrte er eine wunderschöne, schlafende Frau, und sie war es, von der das Leuchten ausging. Als sie die Gegenwart des Duna spürte, da erwachte sie und öffnete ihre strahlenden Augen. Und jetzt, als Tevón die Maha in ihrem hellen Licht sah fiel jede Sorge und jeder Kummer von ihm ab. Er stand nur da und staunte über diese Herrlichkeit und ihm war, als könne er nie wieder Traurigkeit empfinden. Für alle Ewigkeit blieb ihm von dieser Begegnung ein Strahlen, das er auch an seine Nachkommen weitergab.
"Was willst du hier?", fragte Beatá ungehalten.
Tevón verbeugte sich tief vor ihr und fiel dann demütig auf die Knie. "Schöne Herrin", stammelte er, "ich komme, um dein Licht zu erbitten. Seit langer Zeit liegt Acarneya nun schon in Dunkelheit, und alle sind verzweifelt. Wenn du nicht wieder über den Himmel wanderst, werden Tiere und Pflanzen sterben und zuletzt auch wir Menschen, und alle Lieder und Geschichten zu deinen Ehren werden verklingen."
Nun war Beatá durchaus von Tevóns Worten bewegt und sie erwiderte sanft: "Es war nie mein Wunsch Acarneya in ewige Dunkelheit zu stürzen, doch kann ich meine Wanderung nicht fortsetzen, solange meine tägliche Reise durch Luft und Wasser führt, denn es wird immer wieder Streit zwischen mir und den Elementen geben."
Darauf wusste Tevón nichts zu erwidern und eine große Hoffnungslosigkeit erfüllte ihn. In diesem Augenblick betrat Tiron die Höhle, denn er war dem Duna gefolgt.
"Aus einem Traum weiß ich Rat in dieser Angelegenheit", sprach der Maha, "aber nicht ich allein kann es entscheiden."
So wurde ein großer Rat einberufen und alle lauschten Tirons Worten. Dann kam es zur Entscheidung und alle schlossen sich Tiron an. So kam es zur großen Umwandlung der Welt: Eine Kugel wurde in den Mittelpunkt gesetzt, die Beatá mit Licht erfüllte und Acarneya zog seine Bahnen rundherum. Dies war das Ende der Zeit der Verwandlungen und die Stammeszeit begann.
Tevón aber wurde nach seinem Tod von Anâria als Dank, dass er Beatá gefunden hatte, als Sternbild an den Himmel gesetzt.
Der Tevónstoff kommt wahrscheinlich aus dem Norden von den Räkantir - vermutlich, um die dunkle Zeit im Winter zu erklären. Von ihnen ausgehend verbreitete sich dieser mythische Stoff und wurde dabei oft umgeformt und verändert.
Diese Version hier war ursprünglich auf Ostdunaisch und wurde um Vahildhon herum aufgezeichnet - zumindest deuten einige dialektale Eigenheiten auf diese Gegend hin.
In den von Alendern und Dunai bewohnten Gebieten gibt es heute noch besondere Tage, die mit diesem Stoff in Verbindung stehen:
Am 28. Tag des Monats Eyagin (Schneemond) findet ein Trauerzug zu Beatás Abschied statt, fünf Tage später feiert man Tevóns Aufbruch und am 13. Tag des Rag Asoma (Dunkelmond) feiert man Tevóns Ankunft und die Rückkehr der Sonne.