Bis etwa 5000 v. Z. dauerte jenes Zeitalter, das die Völker als Schöpfungszeit oder Götterzeit bezeichnen. Über diese Zeit ist wenig bekannt, außer Mythen und Sagen, die teilweise vielleicht einen wahren Kern haben mögen, letztendlich aber doch wenig über die historischen Ereignisse aussagen. Fast alle Völker stellen sich dieses Zeitalter als eines vor, in dem die Götter unter den Menschen lebten und beinahe alle Religionen haben Erzählungen über das Verschwinden der Götter, aber das gehört eher zu Mythologie und Glauben und nicht in eine Schilderung über die historische Wirklichkeit.
Fest steht, dass die Menschen jener Zeit nomadisch lebende Jäger und Sammler waren und dass weder von Ackerbau noch von Städten eine Rede sein konnte. Die Anatca waren damals viel verbreiteter als jetzt und siedelten sogar auf den nördlichen Inseln. Warum sie schließlich fast völlig von Acarneya verschwanden und dabei so wenige Spuren hinterließen, dass heute viele der Meinung sind, sie wären nur cumeische Fabelwesen, weiß niemand. Ebenso wenig ist bekannt, wann und woher die Dunai kamen, die erst kurz vor Ende der Schöpfungszeit in Madhirande auftauchten.
Etwa um 5000 v. Z., als angeblich die Götter von der Welt verschwanden, begann mit der Stammeszeit ein neues Zeitalter.
Kurz zur geografischen Situation dieser Zeit: Die beiden heutigen Inseln Lidáne und Selegondo waren damals - vor der großen Flut - noch eine einzige Halbinsel, die von den Dunai später Madhirande genannt wurde und die auch mit dem nordöstlichen Festland verbunden war.
Auf dieser Halbinsel lebten die Dacivai-Völker, also die späteren Räkantir, Dunai und Cumeaner. Der Nordostkontinent Tandera war im Norden nur sehr spärlich besiedelt, während an der Westküste die Desson und südlich der Handarberge die Stämme der Faraner lebten.
Der Südkontinent Dawana war von den vielen altecwelischen Stämmen und den späteren Wüstenvölkern besiedelt. Dazu kamen im Westen noch die Ur-Tvedesi und die in der Steppe lebenden Hirtenvölker, die den Südkontinent Jahrtausende später in Angst und Schrecken versetzen sollten.
Anfangs änderte sich in der Stammeszeit kaum etwas an der Lebensweise der Menschen. Es gab zwar zahlreiche Steinzeitkulturen, aber in ihren Grundzügen ähnelten sie einander und sie hier alle zu beschreiben würde zu weit führen.
|
Madhirandischer Jäger mit Speerschleuder
Völker um 5000 v. Z.
|
Ab etwa 4000 v.Z. entwickelte sich allmählich eine neue Lebensform: Die ersten Völker begannen mit Ackerbau und Viehzucht und wurden als Folge dessen allmählich sesshaft. Die ersten festen Siedlungen entstanden, meist mit runden Häusern aus Holz, Schilf und Lehm.
Die ersten Bauern waren nicht die Dacivai, wie es viele Historiker heute annehmen, sondern altecwelische Stämme im Westen des Kontinents Dawana. Man darf sich allerdings diese Veränderungen nicht so vorstellen, dass die Menschen schlagartig ihre Lebensweise umstellten. Die landwirtschaftlichen Erträge damals waren gering und so waren die Jagd auf Wildtiere, das Sammeln von Beeren und Wurzeln und der Fischfang weiterhin eine wichtige Ernährungsergänzung. Zudem brachte der Boden meist nach einigen Jahren nicht mehr genug Ertrag und die Bauern mussten ihre Siedlungen ständig verlegen.
Vom Westen aus verbreitete sich der Ackerbau durch den Cauleit-Wald nach Osten und auch in den Südosten zu den späteren Wüstenvölkern, von denen aber nur wenige sesshaft wurden. Auch in den großen Waldgebieten im Norden gab es noch lange Stämme, die weiter als konservative Jäger lebten.
In Madhirande wurden die Menschen ein paar Jahrhunderte später unabhängig vom Süden ebenfalls sesshaft. Angebaut wurde in erster Linie Weizen und Gerste und die ersten Haustiere waren Rinder und Ziegen.
|
Nördlich der Genarberge lebten die Menschen aber noch lange von der Jagd auf Rentiere. Sie folgten den Herden über die Tundra und wohnten in Zelten, die sie schnell auf- und wieder abbauen konnten.
Erst um 2000 v. Z., als im Süden der Halbinsel bereits die Grabhügelkultur entstand, wurden an den Küsten einige Stämme sesshaft. Man spricht von der Schilfhauskultur, bei der die Menschen an Buchten und Flussmündungen Dörfer errichteten, die zumindest von einigen das ganze Jahr über bewohnt wurden. Dazu kamen kleinere Lager im Landesinneren zu denen die Jägergruppen wanderten. Diese Gruppen jagten verschiedene Tierarten und sammelten auch Früchte und Nüsse, während im Winter der ganze Stamm fast ausschließlich vom Fischfang lebte.
Das führte dazu, dass im Winter bis zu 100 Einwohner im Dorf lebten, während es im Sommer meist nicht einmal halb so viele waren. Die Lager waren alle etwa eine Tagesreise vom Dorf entfernt. Meist wanderten die Jägergruppen nach dem Winter zum ersten Mal zu den Lagern und bauten dort Zelte auf. Die nächsten Monate waren sie gewöhnlich fast permanent zwischen den Lagern und dem Dorf unterwegs, wobei sie an einem Ort immer nur für ein paar Tage verweilten, ehe sie dann vor Winterbeginn die Lager wieder abbrachen.
Die Dorfhäuser waren gewöhnlich aus Holz und dünnen Zweigschichten mit Dächern aus Schilf und Binsen. Werkzeuge, Speere und Harpunen wurden aus Stein und Geweih angefertigt.
Diese Kultur lebte zumindest vereinzelt noch bis zur großen Flut um 700 v. Z. weiter, ehe die Menschen auch im Norden Getreide anbauten. Rentiernomaden freilich gab es noch viel länger und so folgen auch heute noch viele Räkantir den Herden.
|
Dorf und umliegende Lager der Schilfhauskultur
Harpunenspitze aus Geweih
|